Selbstverständlich beraten wir Sie, falls Sie dies wünschen, gerne gezielt, wie Sie sich in Ihrem Ort oder einem Nachbarort „verkleinern“ können, eine altersgerechte Immobilie erwerben, wobei durch den Verkauf der ursprünglichen Immobilien ein „Plus“ für die zukünftige Lebenshaltung stehen sollte.
In diesem Artikel möchten wir Ihnen jedoch erläutern, wie Sie sich und Ihre Liebsten in die Lage versetzen können, möglichst lange die eigenen vier Wänden genießen zu können.

Menschen im höheren Alter haben spezielle Bedürfnisse an ihre Wohnstätte, um eine möglichst hohe Lebensqualität zu bewahren und sich sicher sowie geborgen zu fühlen. Die jeweiligen Bedürfnisse und die erforderlichen Maßnahmen an die bewohnte Immobilie verlangen stets eine ganzheitliche Betrachtung der individuellen Lebenssituation. Unser Blick ist dafür besonders geschult, da wir in unseren Reihen Kollegen mit ärztlichem Hintergrund zur Verfügung haben, die langjährige Erfahrung mit der bedarfsgerechten Versorgung älterer Menschen haben.

1. Wichtige Aspekte einer altersgerechten Immobilie

Beim Thema altersgerechte Immobilie beleuchten wir zwei Aspekte genauer:

  • Das jeweilige Alter und mögliche Beschwerden
    Mit dem Alter verändern sich die körperlichen und geistigen Fähigkeiten. In der Regel nehmen die gesundheitlichen Probleme zu und es entwickeln sich bspw. Stoffwechselbeschwerden, Herz-Kreislauf-Probleme, Erkrankungen aus dem demenziellen Spektrum oder eine reduzierte Reaktionsfähigkeit bzw. körperliche Beweglichkeit.
  • Die veränderten Anforderungen an den Wohnraum
    Das individuelle Beschwerdebild bestimmt, was bezüglich des Wohnraums optimiert werden sollte. Die eigenen und die sozialen Bedürfnisse aus dem täglichen Umfeld spielen dabei die entscheidende Rolle bei der Frage, welche baulichen Maßnahmen für ein altersgerechtes Wohnen erforderlich sind. Wie hoch der bauliche und technische Aufwand ausfällt, wird natürlich auch durch die verfügbaren finanziellen Mittel beeinflusst. Es können jedoch auch Fördermöglichkeiten in Anspruch genommen werden (s. Kapitel 11: Nützliche Websites – Finanzierung und Fördermöglichkeiten erkunden), um diese Bedürfnisse so gut es geht zu erfüllen.

Das ideale Wohnumfeld schaffen

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2. Altersgerechtes Wohnen ermöglicht den Erhalt der Autonomie

Die Anforderungen an das ideale Wohnumfeld im Alter sind komplex und äußerst individuell. Unser Leitmotiv ist über alle angedachten Maßnahmen hinweg gültig: „In erster Linie geht es darum, die Autonomie unserer Klienten so weit wie möglich zu erhalten. Wer ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen kann, fühlt sich in seiner gewohnten Umgebung am Wohlsten“, so die Erfahrung von Dr. med. Amin El-Kutbi, Geschäftsführer unseres Unternehmens und langjähriges Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (Altersheilkunde) e.V.

Da ein selbstbestimmtes Leben auf Grund chronischer Beschwerden oder akuter Vorfälle (z.B. Stürze) mitunter stark beeinträchtigt sein kann, ist eine vorausschauende Planung sinnvoll, die auch eine externe Versorgung durch Gesundheitsdienstleister (bspw. mobile Fachpflegekräfte) und/oder Familienmitglieder in Erwägung zieht. Die Kernfragen lauten: „Was nutzt ein schönes großes Haus im Grünen, wenn der nächste Notfalldienst eine lange Anfahrzeit hat und die Pflegedienste nicht oder nur sehr beschwerlich dorthin kommen?“. Darüber hinaus ist die geographische Anbindung an die Familie ein entscheidender Faktor bei der Wahl des nächsten und vielleicht letzten Wohnortes. „Ich lege in meinen Gesprächen mit unseren Klienten den Finger in die Wunde mit gezielten Fragen wie zum Beispiel: „Möchten Sie in der Nähe Ihrer Kinder sein, die vor 20 Jahren weggezogen sind, oder lieber dort bleiben, wo Sie die letzten 20 Jahre verbracht haben und sozial eingebunden sind?“, führt El-Kutbi beispielhaft an. Sollte die eigene Immobilie aus technischen oder finanziellen Gründen nicht altersgerecht umzubauen sein, bedeutet dies nicht automatisch, dass man nicht mit professioneller Hilfe in der näheren Umgebung eine geeignete Immobilie suchen und finden kann.

Barrierefreiheit ausbauen, Sturzrisiken minimieren

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3. Altersgerechtes Wohnen setzt eine gründliche Planung voraus

Bei der Planung eines altersgerechten Wohnraums sind bauliche Maßnahmen zur Minimierung von Sturzrisiken und die Erweiterung der Barrierefreiheit essenziell:

„Vor allem dann, wenn Personen mit verringerter Mobilität auf externe Hilfsmittel angewiesen sind“,

betont El-Kutbi.

Altersgerechte Bedürfnisse:

  • Barrierefreier Wohnraum
  • Anbindung an die Familie und/oder ambulanter Pflegedienst
  • leichte Erreichbarkeit zu jeder Tageszeit
  • Zugang zum öffentlichen Personennahverkehr
  • Einkaufsmöglichkeiten vor Ort
  • Ärzte bzw. Apotheken in der Nähe
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4. Das bisherige Zuhause umbauen oder besser umziehen?

 

4.1 Argumente für das bisherige Zuhause

Für den Umbau im bisherigen Zuhause spricht unter anderem die seit Jahren oder Jahrzehnten bestehende Vertrautheit mit dem Umfeld. Die Bewohner kennen jeden Winkel im Haus und können sich in der Regel sprichwörtlich „blind“ dort bewegen. Was vor allem bei nachlassenden Sinnesleistungen vorteilhaft ist. Die exzellente Kenntnis der Örtlichkeiten kompensiert unter Umständen Sturzgefahren. Ältere, die zum Beispiel in Pflegeheimen versorgt werden, weisen ein deutlich höheres Sturzrisiko auf als zuhause lebende Personen.

„Insofern stellt das Verbleiben im häuslichen Umfeld bereits eine Art von Sturzprävention dar“,

kommentiert Dr. El-Kutbi.

Stürze im heimischen Bereich dürfen aber trotzdem nicht vernachlässigt werden, gibt El-Kutbi zu bedenken. Jede dritte Person, die älter als 65 Jahre ist, stürzt mindestens einmal pro Jahr. Bei Frauen ist das Sturzrisiko sogar doppelt so hoch wie bei Männern. Bei Menschen über 65 Jahre zählen Stürze und ihre Folgen zu den Haupttodesursachen. Viele Stürze ereignen sich im heimischen Bereich. Als häufige externe Gründe für einen Sturz nennen Betroffene zum Beispiel schlechte Ausleuchtung, Treppen, Kabel, Stufen, Türschwellen, Vorleger und Teppichkanten. [1]

Ein weiteres Argument für das bisherige Zuhause ist das soziale Umfeld, wenn ein Netzwerk von Freun- den und Bekannten über die Jahre hinweg aufgebaut wurde. Ein Abschied fällt ebenfalls schwerer, wenn das lokale Sozialleben aktiv mitgestaltet wurde, zum Beispiel durch Engagement in Sportvereinen, der lokalen Kulturszene oder Wohltätigkeit.

Idealerweise erreicht ein altersgerechter Umbau der vorhandenen Wohnsituation folgende Ziele:

  • größtmögliche Autonomie im Alter
  • die Reduzierung des Pflegebedarfes
  • das Ermöglichen ambulanter Hilfe und Pflege
  • Vermeiden des Umzugs ins Pflegeheim
  • Unterstützen von Reha-Maßnahmen
  • Prävention von Sturz-Unfällen

Bei der Beschaffung von Information sollte erstmal die lokale Verfügbarkeit von Spezialisten für barrierefreies Wohnen ausgelotet werden. Die besten Informationen über kompetente Partner zur Planung und Durchführung eines Umbaus nützen wenig oder nichts, wenn die Expertise erst in 100 km aufwärts Entfernung vorhanden ist.

  • Nützliche Links auf der Suche nach Handwerkern
  • Lokale Ressourcen im Internet nachlesen
  • Für die Suche nach Handwerkern, die sich auf barrierearmen oder barrierefreien Umbau spezialisiert haben, gibt es online Plattformen, wie zum Beispiel www.Barrierefrei.de.
    Eine umfangreiche Sammlung länderspezifischer Förderinstrumente für Barrierefreiheit, die teilweise spezifisch auf Behinderte gemünzt sind, findet sich ebenfalls auf dieser Website.
  • Beratungsstellen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung
    e.V. kennen auch die Verfügbarkeit lokaler Handwerker
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4.2 Argumente für einen Wechsel in eine neue, angepasste Immobilie

„Ein Wohnortwechsel kann zunächst abschreckend wirken. Der bisherige Wohnraum nützt aber wenig, wenn die derzeitige Hauseinrichtung nicht mehr zeitgemäß und in keiner Weise altersangepasst ist“,

so die Erfahrung von El-Kutbi.

Ein Umzug kommt ggf. auch dann in Frage, wenn die Kosten für den Umbau die finanziellen Ressourcen sprengen oder wenn die mit einem Umbau verbundenen Belastungen in Form von Nutzungsausfall und Lärm nicht tolerierbar sind.

Umzug in eine altersangepasste Immobilie mit Verkleinerung des Hausrats.
Eine möglicherweise attraktive Alternative bietet der Umzug in eine bereits altersgerecht gebaute oder umgebaute Immobilie. Allerdings erfordert dies oft, dass ggf. „tabula rasa“ gemacht werden muss, sprich das gesamte Besitztum neu geordnet und sich möglicherweise von vielem getrennt werden muss. Denn – dieses Phänomen ist allgegenwärtige Realität des Maklers – in einer alten Immobilie (die oft für zwei Personen zu groß ist) hat sich meist sehr viel Hausrat angesammelt.
Die Bewertung eines solch radikalen Umbruchs, der je nach Lage der Neuimmobilie auch einen sozialen Umbruch darstellen kann, hängt natürlich stark von der Persönlichkeit und dem Lebenslauf unserer Klienten ab. „Der Umzug innerhalb derselben Ortschaft, allgemein Umzüge fallen natürlich leichter, wenn der Wohnort schon öfter gewechselt wurde und örtliche Veränderungen auch als Chance wahrgenommen werden“, berichtet El-Kutbi.

Ein Umzug ins Pflegeheim ist keine einfache Entscheidung und für Menschen im sehr hohen Alter mit wachsender Pflegebedürftigkeit unter Umständen die bessere Wahl (s. Infokasten).

  • Abhängigkeit von fremder Hilfe bei den Aktivitäten des Alltags
  • Extremer Hilfebedarf bei den erweiterten Aktivitäten des Alltags
  • Einpersonenhaushalt
  • Wiederholte Stürze
  • Drohende Immobilität
  • Inkontinenz
  • Mangelernährung
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5. Sturzprävention trägt zum Erhalt der Lebensqualität bei

Ein wichtiges Ziel von Umbaumaßnahmen ist die Sturzprävention. Der Sturz ist ein häufiges Ereignis, und zwar in allen Altersstufen. So sind Sturzunfälle im Alter zwischen 18 bis 29 Jahren am häufigsten. Kleine Kinder stürzen ebenfalls öfter als alte Menschen, aber die Fallhöhe von Kindern ist aufgrund der geringeren Körpergröße in der Regel gering.

Sturzfolgen wie Knochenbrüche (z.B. Oberschenkelhalsbruch) und andere Verletzungen nehmen altersabhängig zu, weil eine verminderte Knochendichte und Muskelmasse sowie eine längere Reaktionszeit auch bei vermeintlich harmlosen Stürzen Brüche begünstigen und sich somit als gefährlich entpuppen können.

„Nicht jeder Sturz bedeutet automatisch ein großes Problem für die Gesundheit, in etwa jeder zwanzigste Sturz geht mit einem Knochenbruch einher“,

schildert El-Kutbi. [2,3]

Das wichtigste Mittel zur Erhaltung der Lebensqualität im Alter ist daher die Sturzprävention. Essenziell für jede gute Prävention ist eine gründliche Analyse der Ursachen, um dann spezifisch Abhilfe zu schaffen. Die meisten Stürze passieren bei älteren Menschen genauso wie bei jüngeren innerhalb der Wohnung bei gänzlich normalen Aktivitäten (z.B. Haushaltstätigkeiten, Gehen).

6. Sturzursachen genau analysieren

Persönliche Umstände wie ein vorübergehender Schwächeanfall oder eine kurze Ohnmacht, Verlust des Gleichgewichts beim Treppensteigen durch kreislaufbedingten Schwindel als Folge verminderter Balance bzw. körperlicher Fitness können Stürze begünstigen, genauso wie eine Kollision mit einem Gegenstand durch verringertes Sehvermögen. Diese so genannten intrinsischen Faktoren können durch äußere Umstände (extrinsische Faktoren) wie bspw. eine schlechte Beleuchtung, Hindernisse wie z.B. Schwellen, Stufen, Teppichfalten noch verschlimmert werden (s. Infokästen).

Intrinsische Sturzfaktoren: [3]

  • geringe Sehschärfe
  • geringe Anpassung an schlechte Lichtverhältnisse
  • eingeschränktes Gesichtsfeld
  • verringerte Anpassungsfähigkeit bei blendendem Licht
  • Gleichgewichtsapparat, Innenohr Nervensystem: langsamere Reaktionszeit
  • verringerter Lagesinn
  • Kreislaufstörungen
  • Sturzfördernde Medikamente (Polymedikation)
  • Gangstörung
  • Depression
  • Deformierung des Fußes
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Extrinsische Sturz-Faktoren: [3]

  • nasse Böden
  • vereiste Bürgersteige
  • Türschwellen
  • Teppichkanten
  • Kabel
  • schlechte Beleuchtung
  • schlechtes Schuhwerk
  • rutschige Socken
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„In der Praxis liegt Stürzen bei Älteren in der Regel eine Kombination aus intrinsischen und extrinsischen Risikofaktoren in zugrunde“, berichtet Dr. El-Kutbi aus seinen vorherigen Erfahrungen.

Bewegung ist Prävention

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7. Intrinsische Sturzrisiken können in jedem Alter beeinflusst werden

Auch wenn im Alter die intrinsischen Sturzrisiken eher zunehmen, ist niemand diesen Tendenzen hilflos ausgesetzt. Nun heißt es, Eigenverantwortung zu übernehmen und die Initiative zum Beispiel für sportliche Aktivitäten zu ergreifen (z.B. Spazieren gehen, einfache Trainingsübungen für zu Hause aneignen, bspw. die „Fünf Esslinger“).

„Intrinsische Faktoren können in einem nicht unerheblichen Maße durch Training auch im Alter erhalten und vielleicht sogar verbessert werden“,

ermuntert El-Kutbi. So könnten über die Hälfte der Stürze durch frühzeitige präventive Maßnahmen verhindert werden [4].

7.1 Initiativen zur Sturzprävention sollten folgende Aspekte berücksichtigen

  • Regelmäßiges Training zwecks Aufbaus und Erhaltung von Muskeln, Steigerung der Beweglichkeit und besserer Herz-Kreislauf-Fitness (Dauer: z.B. 30 Minuten pro Tag).
  • Ein genauer Medikamentenplan (am besten für medizinische Einrichtungen einlesbar per QR-Code, um Polymedikation oder ungewünschte Interaktionen zu erkennen), Anpassung möglicherweise Schwindel erzeugender Medikamente, wobei insbesondere Schmerzmittel, Antidepressiva und Psychopharmaka häufig zu Gangproblemen führen können.
  • Interaktionen verschiedener Medikamente mit Nebenwirkungen (behandelnder Arzt überprüft Wechselwirkungen und entscheidet, wie viele Medikamente unabdingbar sind)
  • Falls möglich, Reduzierung des Körpergewichts zur Gelenkschonung und Verringerung des Blutdrucks.
  • Behandlung von Grunderkrankungen wie Arthrose der Hüfte, Knie und Sprunggelenke, Erkrankungen der Wirbelsäule, Morbus Parkinson, Augenerkrankungen (grauer und grüner Star)
  • Abklärung ungeklärter Gangstörungen
  • Sehvermögen verbessern (Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt, Anpassung der Brille)
  • Vermeiden von kreislaufbedingten Stürzen

 

Altersangemessene Sportarten wählen

Das Mehr an Freizeit, das nach der Pensionierung zur Verfügung steht, bietet Gelegenheit für länger andauernde sportliche Aktivitäten von niedriger Intensität, die den körperlichen Gegebenheiten von Personen über 60 Jahre angemessen sind:

So trainieren Spazieren, Joggen oder Tanzen vor allem das Herz-Kreislauf-System und die Beinmuskulatur. Hantelübungen für zu Hause mit niedrigen Gewichten können sehr gut die Arm-Muskulatur stärken. Yoga oder Pilates fördern unter anderem die Gelenkigkeit und den Gleichgewichtssinn. „Wer natürlich eine langjährig ausgeübte Sportart wie Tennis, Rudern oder Turnen beherrscht, kann diese im Alter mit verringerter Intensität weiter praktizieren“, ergänzt El-Kutbi.

8. Wohnort mitentscheidender Faktor der Sturzprävention

Zur dauerhaften Etablierung der Sturzprävention kann die Wahl des Wohnorts ebenfalls beitragen. Wenn attraktive Spazierwege (nicht zu lang oder schwierig und für Senioren ausreichend sicher gestaltet sind) in direkter Nähe sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese auch genutzt werden. Wenn Geschäfte und Sportstätten in fußläufiger Entfernung liegen, begünstigt dies ebenfalls regelmäßige Bewegung, die so bei täglichen Erledigungen integriert werden kann. Ein möglichst einladendes soziales Umfeld kann ebenfalls dazu motivieren, sportlich aktiv zu sein. Hier kann bei Sportgruppen eine gute Durchmischung aller Altersgruppen einen „junghaltenden“ Effekt haben. Andererseits kann der Kontakt zu Gleichaltrigen in der Umgebung den Umgang erleichtern und soziale Aktivitäten fördern.

9. Frühzeitige Anpassung des Wohnraums verringert das extrinsische Sturzrisiko

Zu den ultimativen Zielen der baulichen Anpassung des Wohnraums zählt die Sturzvermeidung, da Stürze weitreichende Folgen haben können und eine der Hauptursachen für Krankenhausaufenthalte mitsamt Verlust an Lebensqualität bei Senioren darstellen. Vor allem auch, weil ältere Menschen zu Hause versorgt und somit sehr viel Zeit (durchschnittlich 20 Stunden täglich) in der Wohnung verbringen. Es ist nachgewiesen, dass eine individuelle Anpassung des Wohnraumes positive Effekte auf die Selbstständigkeit (Autonomie) und die Lebensqualität haben. [1,5]

Die Wohnraumanpassung dient der altersgerechten Gestaltung der Wohnung und Umgebung, z.B. zur Herstellung einer barrierefreien Umgebung. Der Gefahrenvermeidung dienen z.B. Herdsicherungssyste- me und das Beseitigen von Stolperfallen (Teppichkanten, Elektrokabel, Türschwellen). [6-7]

10. Nützliche Hilfsmittel für den Alltag: [3,5]

  • Anziehstab, Hosenträger
  • Schuhlöffel
  • Greifzange
  • Strumpfanzieher
  • Griffverdickung bei Besteck
  • Schneidebretter für Einhänder
  • Gut erreichbare, beleuchtete Lichtschalter
  • Sicheres Schuhwerk
  • Ausreichende Nachtbeleuchtung
  • Unterarmgehwagen
  • Unterarmrollator
  • Rollator
  • Gehstock (Balanceprobleme)
  • 4-Punkte-Stock (zur Orientierung im Raum)

 

Rollstuhl:

  • Transport-Rollstuhl
  • Leichtgewichts-Rollstuhl
  • Aktiv-Rollstuhl
  • Multifunktions-Rollstuhl
  • Elektrischer Rollstuhl

 

Im Sanitärbereich: [7]

  • Badewannenbrett
  • Badewannenlift
  • Badesitz
  • Toilettensitzerhöhung
  • Haltegriffe
  • Antirutschmatten
  • Duschklappsitz

Krankenhauskeime und andere Komplikationen

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11. Sturzfolgen können weitreichende Folgen für die Gesundheit haben

Die sich aus einem Sturz ergebenden Konsequenzen können von einer stationären Behandlung im Krankenhaus, mit dem damit einhergehenden Risiko der Infektion mit antibiotikaresistenten „Krankenhauskeimen“ wie bspw. MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), bis zum Verlust des Selbstvertrauens nach einem Sturz reichen. Ist das Vertrauen in den eigenen Schritt und Tritt erstmal angeknackst, kann sich daraus eine Abwärtsspirale ergeben:

„Verminderte Bewegung führt zu weiterem Muskelabbau und dadurch nimmt die Gebrechlichkeit zu, was wiederum das Sturz-Risiko erhöht“,

erläutert Dr. El-Kutbi.

Langzeitfolgen von Stürzen sind zum Beispiel Bettlägerigkeit bis zur Entwicklung von schlecht und langsam heilenden Wunden (Dekubitus) bei langfristiger Bettlägerigkeit, Kreislaufschwäche durch Bewegungsmangel und letztendlich eine konsequent sinkende Lebensqualität durch den quasi kompletten Verlust der Autonomie. Nach einem Sturz haben viele Ältere Angst vor einem erneuten Sturz und vermeiden alltägliche Aktivitäten wie Einkaufen und Spaziergänge. [8]

Stürze brechen nicht nur Knochen, sondern auch Selbstvertrauen - Hilfe einfordern.

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12. Für die eigene Entlastung im Haushalt und Garten sorgen

Zur aktiven Unfallvermeidung gehört auch, bestimmte Tätigkeiten nicht mehr selbst durchzuführen, sondern Dienstleister damit zu betrauen. Ab einem bestimmten Alter klettert man nicht mehr selbst auf die Leiter, um eine Regenrinne zu säubern oder Äpfel zu ernten. Hier gilt es, eine gesunde und vernünftige Balance zwischen Autonomie („Ich mach das immer noch selbst!“) und dem mit der Tätigkeit verbundenen Unfallrisiko zu finden:

„Lohnt es sich wirklich, für das Ernten von 2 Pfund Äpfeln oder Pflaumen einen Sturz zu riskieren, der ins Krankenhaus mit all den damit verbundenen Komplikationsrisiken führt?“,

fragt sich El-Kutbi. Dies gilt ebenso für Haushaltstätigkeiten wie Wäsche aufhängen und Putzen, Bügeln oder Staubsaugen.

Wenn die Kosten der Dienstleistung im Verhältnis zu den möglichen Langzeitfolgen eines Unfalls betrachtet werden, erscheinen häusliche Dienstleistungen wesentlich preiswerter.

„Idealerweise kalkulieren Sie bei der Finanzplanung des Alterswohnsitzes eine Servicepauschale von 300 bis 500 Euro pro Monat mit ein, um zumindest ein Minimum an Entlastung abzusichern“,

so der Rat von El-Kutbi.

Finanzierung und Fördermöglichkeiten erkunden

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13. Nützliche Websites

Diese Liste der aktuell verfügbarer Förderinstrumente, die sich jedoch im Rahmen der politischen und finanziellen Lage des Bundes jederzeit ändern kann, hat keinen Anspruch auf Aktualität und Vollständigkeit.

KFW Maßnahmen:
Investitionszuschuss 455B: BarriereReduzierung – Bis zu 6.250 Euro, auch für den Kauf von umgebautem Wohnraum inclusive „Umbau zum Standard Altersgerechtes Haus“.

Kredit 159:
Altersgerecht Umbauen – Bis zu 50.000 Euro Kredit, unabhängig von Ihrem Alter. Förderkredit.

Bei Vorliegen eines Pflegegrades:
Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen – Bis zu 4.000 Euro als Zuschuss für Anpassungsmaßnahmen, die die häusliche Pflege in der Wohnung ermöglichen, erheblich erleichtern oder eine möglichst selbst- ständige Lebensführung der pflegebedürftigen Person wiederherstellen.

Rentenversicherung:
Wohn-Riester – Die sogenannte Eigenheimrente können Sie nutzen, um eine Immobilie zu kaufen oder zu bauen, ein Darlehen zu tilgen, Genossenschaftsanteile zu erwerben oder Ihr Wohneigentum barrierearm umzubauen.

14. Verkaufen oder vermieten?

Ob die bestehende Immobilie verkauft oder besser vermieten wird, hängt von persönlichen Faktoren, von der Lage der Immobilie und dem aktuellen Markt ab. Falls bereits eine oder mehrere Mietwohnungen im Besitz sind, fällt die Entscheidung zur Vermietung meistens leichter, so die Erfahrung von El-Kutbi. Vorteile einer Vermietung wie langfristige Zahlungen mit Anpassung an den aktuellen ortsüblichen Mietzins und mögliche Nutzung durch Kinder oder Enkel sind offensichtlich. Ähnlich ist es mit den Nachteilen einer Vermietung, die eine Vorab-Investition zur Herstellung der Vermietbarkeit ebenso wie das Risiko von Mietausfällen einschließen. Hier empfiehlt sich neben einer realistischen Abschätzung der eigenen Finanzmittel und des zukünftigen Bedarfs eine Beratung durch den lokalen Immobilienmakler, der/die mit dem Markt vertraut ist.

Über die Optionen Verkaufen oder Vermieten hinaus gibt es noch weitere Finanzierungsmodelle wie die sogenannte „Immobilienverrentung“. Inwiefern bei diesem oder ähnlichen Modellen der „Vorfinanzierung“ die Vorteile des Verbleibens im eigenen Heim oder die Nachteile einer nicht altersgerecht renovierten Wohnsituation überwiegen, muss individuell entschieden werden.

Finanziellen Spielraum aufrechterhalten

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15. Rücklagen für Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten bilden

Es ist als Immobilienbesitzer generell angeraten, Rücklagen für anfallende Modernisierungsarbeiten zu bilden, so der Rat von El-Kutbi. Es fallen mit den Jahren zwangsläufig Renovierungsarbeiten an, die ansonsten zu einer substanziellen Wertminderung führen. Als Anhaltspunkt kann mit einer Summe zwischen 30 Cent und einem Euro pro Quadratmeter gerechnet werden.

Wird nur ein Teil der Wohnung im Rahmen der altersgerechten Sanierung umgestaltet, sollte man darauf achten, dass genügend Rücklagen für weitere Renovierungsarbeiten zum Beispiel an der Subs- tanz übrigbleiben. Insbesondere die Heizungsanlage sollte in Anbetracht steigender Energiepreise auf einem technisch aktuellen Stand gehalten werden. Die Planung von Renovierungen sollte jedoch immer mit einem Auge auf die geschätzte verbleibende Wohndauer erfolgen.

Einer der wichtigen Vorteile bei Neubezug einer altersgerechten Wohnung ist, dass man in eine „frisch renovierte“ Immobilie einzieht, in der es einige Jahre bis zum ersten Auftreten von Renovierungsbedarf dauert.

Referenzen:

  1. http://www.sturzpraevention.net/sturz.html
  2. https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDow- nloadsB/Geda2010/sturzunfaelle.pdf? blob=publicationFile
  3. DEGAM Leitlinie Nr. 4. (2004) Ältere. Sturzpatienten (Kurzversion) https://www.degam.de/files/ Inhalte/Leitlinien-Inhalte/_Alte%20Inhalte%20Archiv/Sturz/LL-4_Kurzversion_Sturz001.pdf
  4. Das CP, Joseph S. Falls in elderly. J Indian Med Assoc. 2005 Mar;103(3):136, 138, 140 passim. PMID: 16173290.
  5. https://www.serviceportal-zuhause-im-alter.de/wohnen/spezielle-wohnformen.html
  6. https://www.serviceportal-zuhause-im-alter.de
  7. https://www.vpb.de/download/Heide%20Marie%20Wenda-Wohnen%20im%20Alter.pdf
  8. https://pflegewissenschaft.medunigraz.at/frontend/user_upload/OEs/institute/pflegewissen- schaft/pdf/Pflegequalitaetserhebung_2016.pdf